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Lissabon – Hafen der Hoffnung

Ein Film von Pavel Schnabel
Filmvorführung

12. März 2020

Kinopolis - 18.30 Uhr
Hanau


Lissabon gehört zu den beliebtesten Reisezielen heutzutage. Alljährlich zieht es Touristen aus aller Welt in die Stadt am Tejo. Auch vor schon fast 80 Jahren strömten schon einmal Hunderttausende von Fremden in die portugiesische Kapitale: Doch es waren keine Urlauber, sondern Flüchtlinge – Juden, die sich aus Deutschland und den deutsch besetzten Gebieten Europas hatten retten können. In Lissabon hofften sie ein Visum für die USA, Australien, Kanada zu erhalten. Der Filmemacher Pavel Schnabel hat ihre Geschichte zusammen mit den Journalisten Christa Heinrich und Jens Brüning 1994 rekonstruiert und mit Zeitzeugen und Überlebenden gesprochen. Das kleine Land wurde zur Transitstation für viele Prominente Flüchtlinge wie Heinrich Mann, Franz Werfel, Lion Feuchtwanger.

So kann der Zuschauer einige der Lissabon-Flüchtlinge von damals und ihre Geschichte(n) kennenlernen. Ruth Arons verließ schon 1936 mit ihren Eltern für immer Berlin, sie war 13, als sie nach Lissabon kam, für sie und ihre Schwester ein großes Abenteuer. Grete Friman flüchtete aus Wien über Mailand und Barcelona, kam schließlich 1940 am Bahnhof Rossio an. Ihr Vater, Anwalt in Wien, hatte sich drei Tage nach dem „Anschluss" das Leben genommen. Siegfried Rosenthal reiste im Juni '38 zusammen mit seiner Mutter legal in Portugal ein und wartete dort auf seinen Vater. Für ihn erhielt er jedoch keine Einreiseerlaubnis mehr, der Vater wurde aus dem damals noch unbesetzten Frankreich nach Auschwitz deportiert. Fritz Adelsberger arbeitete im Hafen von Lissabon, er war für das Gepäck der Flüchtlinge zuständig. Er erzählt, dass die Menschen oft nicht imstande waren, ihre verpfändete Habe einzulösen, weil ihnen das Geld längst ausgegangen war. Ursula Leinung folgte nach dem Krieg ihren Eltern nach Kanada. Sie kam für die Entstehung des Films zurück nach Lissabon. Sie besucht im Film das Dorf am Meer, in dem sie nach ihrer Flucht erst einmal bleiben konnte. Die Menschen erkennen sie nach fünfzig Jahren wieder.

Und da ist der Sohn des damaligen portugiesischen Generalkonsuls aus Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes. Nach der Kapitulation Frankreichs im Sommer 1940 hatte er mit seinem Vater in wenigen Tagen und Nächten Tausende Visa für die Flüchtlinge ausgestellt, ohne die Erlaubnis des Außenministers abzuwarten. Dafür wurde  er in Portugal gesellschaftlich geächtet und wirtschaftlich ruiniert. Sie alle kommen in Pavel Schnabels Film zu Wort. Sie alle erzählen von Verfolgung, Flucht, Exil, von Hoffnung und Verzweiflung. Alltägliche Geschichten vom überleben. berichtet von ganz gewöhnlichen Menschen - Schnabel hat dankenswerterweise auf die bei derartigen Dokumentationen sonst allzu häufige Parade der Geschichtsexperten verzichtet!" Lissabon - Hafen der Hoffnung " ist so eine Dokumentation ohne erhobenen Zeigefinger geworden, ein stimmungsvolles Stück erzählte Geschichte. 

Die Dokumentation von Pavel Schnabel ist ein leiser, nachdenklicher Film über ein fast unbekanntes Kapitel der europäischen Geschichte und ein Zeugnis für Menschlichkeit und Zivilcourage in einer unmenschlichen Zeit.